Letzte Änderung: 21. April 2024

Hilfestellung für Angehörige in Kita, Schule, Verein oder im privaten Bereich

So unterstützen Sie pädagogisch Kinder und Jugendliche, die Traumatisches erlebt haben, und deren Angehörige

Wie verhalte ich mich als Angehörige*r, Lehrkraft in der Schule, Erzieher*in in der Kita oder Trainer*in im Sportverein am besten, wenn Kinder oder Jugendliche ein traumatisches Erlebnis wie Krieg und Vertreibung, Amok, schwere Unfälle oder sonstige belastende und traumatische Erlebnisse hatten? Wie kann ich in meiner Funktion Angehörigen von Kindern und Jugendlichen nach einer traumatischen Erfahrung helfen? Damit Sie sich nicht mehr so hilflos fühlen und Ihre Angehörigen unterstützen können, finden Sie in diesem Artikel Informationen darüber, was ein Trauma auslösen bzw. hervorbringen kann und wie Sie helfen können.

Jeder Mensch reagiert anders auf Belastungen. Das, was dem einen guttut, führt bei einem anderen zu Unverständnis oder Irritationen. Das Wichtigste ist, dass Sie das betroffene Kind oder den Jugendlichen beobachten. Damit ist natürlich keine ständige Kontrolle gemeint. Orientieren Sie sich an Ihren bisherigen Erfahrungen und schauen Sie genau hin, was dem Kind oder Jugendlichen guttut.

Grundsätzlich gilt: Wird ein Kind oder ein Jugendlicher/eine Jugendliche traumatisiert, ist das gesamte Lebensumfeld betroffen, auch wenn nicht alle das traumatisierenden Ereignis miterlebt haben (z. B. als Augenzeuge). Suchen Sie sich deshalb ggf. auch dann professionelle Hilfe, wenn Sie selbst die belastende Situation nicht erlebt haben. Reaktionen und Verhalten nach einem Psychotrauma können auch bei den Bezugspersonen Ängste auslösen.

Betroffene brauchen stabile Bezugspersonen. Scheuen Sie sich daher nicht, Fachberater*innen oder für die Traumabehandlung geschulte Therapeut*innen aufzusuchen.

Eine Liste mit auf Trauma spezialisierte Therpeut*innen finden Sie beim Deutschen Institut für Psychotraumatologie (DIPT).

Wie entsteht ein Psychotrauma?

Jeder Mensch kann plötzlich und unerwartet in eine Situation geraten, die so belastend ist, dass man sich hilflos und ohnmächtig fühlt. Eine solche Situation, die den seelischen Bewältigungsapparat überfordert, nennt man ein seelisches Trauma oder Psychotrauma. Dies kann z. B. ein Autounfall sein, den man beobachtet oder selbst erleidet. Ebenso kann die Zerstörung der eigenen Wohnung durch ein Feuer – oder andere Naturgewalten – traumatisch sein. Gleiches gilt für sexuellen Missbrauch und Misshandlungen.

Nicht jede belastende Situation ist traumatisierend

Dennoch ist nicht jedes belastende Ereignis für jeden Menschen ein Psychotrauma. Wenn z. B. drei Menschen dieselbe Situation erleben, benötigt in der Regel ein Mensch keinerlei Hilfe, ein anderer braucht ein bisschen Unterstützung oder Beratung und nur einer benötigt eine Therapie. Wir alle verfügen über mehr oder weniger gute Selbstheilungskräfte, die manchmal einen kleinen Anstoß brauchen und manchmal tatsächlich nicht ausreichen. Hilfe, Unterstützung und Therapie bedeutet auch, diese Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Kinder brauchen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Kinder und Jugendliche brauchen verständnisvolle Erwachsene

Kinder und Jugendliche benötigen einen besonderen Schutz. Je nach Alter sind sie mehr oder weniger auf die Hilfe und Unterstützung von Erwachsenen angewiesen. Daher ist es wichtig, dass sie sich nach einem traumatischen Ereignis von den Eltern, der Familie, den Erzieher*innen im Kindergarten oder den Lehrkräften und am besten auch den Freund*innen angenommen und verstanden fühlen. Sie brauchen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit und möchten mit all ihren Gefühlen, Gedanken und Befindlichkeiten akzeptiert und verstanden werden.

Wie ein Psychotrauma die Funktion des Gehirns zum Selbstschutz beeinflusst und die Folgen

Traumatisierende Erlebnisse bei Menschen aller Altersstufen lösen auch Veränderungen in der Funktion des Gehirns aus. Diese können vorübergehend sein oder – je nach Schwere des Traumas – länger anhalten. In einer extrem belastenden Situation sorgt das Gehirn dafür, dass in erster Linie die Funktionen gut ablaufen, die für das Überleben notwendig sind. Hierzu zählt, dass wir entweder schnell weglaufen können, gut kämpfen können oder uns totstellen, um nicht entdeckt zu werden.

Vergessen als Schutz

In lebensbedrohlichen Situationen fällt es oft schwer, genau hinzusehen, hinzuhören, zu fühlen oder zu riechen. Wenn die Gefahr (z. B. ein Wohnungsbrand) vorüber ist, kann es sein, dass man sich zwar an den Brandgeruch sehr gut erinnern kann, aber nicht genau, was und wie etwas passiert ist. Es kann sogar vorkommen, dass sich jemand zunächst überhaupt nicht erinnert, sondern erst, wenn er oder sie sicher im Krankenhaus angekommen ist. Das totale Vergessen nennt man Amnesie. Die Amnesie ist ein Schutz vor der Erinnerung an das schreckliche Erlebnis. Wenn Ihr Kind z. B. sagt, es weiß nicht, wie ein Unfall geschehen konnte oder wie er abgelaufen ist, kann es daran liegen, dass das Kind sich durch das Vergessen vor der belastenden Erinnerung schützt und nicht bockig oder stur ist.

Vermeiden als Schutz

Ein weiterer Schutz vor der Erinnerung oder der Wiederholung des Erlebnisses ist, alles zu vermeiden, was eine solche Situation noch einmal herbeiführen könnte. Geschah der Unfall z. B. auf dem Weg zur Schule, könnte ein Kind versuchen, die Wiederholung des Unfalls zu vermeiden, indem es nicht zur Schule geht. Dann handelt es sich nicht um einfaches „Schuleschwänzen“, sondern um den Versuch des Kindes, sich selbst zu schützen.

Ständiges Wachsam sein als Schutz

Eine weitere Möglichkeit, sich zu schützen, besteht darin, ständig aufzupassen, immer extrem wachsam zu sein. Diese extreme Wachsamkeit kann dazu führen, dass Kinder oder Jugendliche nicht einschlafen und/oder nicht lange genug durchschlafen können. Kinder wie Erwachsene wachen immer wieder auf und können oft nicht direkt wieder einschlafen. Kinder haben häufig Albträume, schreien nachts im Schlaf. Morgens sind sie unausgeruht, können sich nicht auf die Schule konzentrieren, werden aggressiv.

Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule

Aber auch ohne Schlafprobleme ist es schwierig, gleichzeitig überall aufzupassen und z. B. Vokabeln zu lernen. Das Lernen fällt Kindern und Jugendlichen häufig schwer, sie können sich nicht richtig konzentrieren und sich schwerer etwas Neues merken. Daher kann es sein, dass die Noten nach einem schlimmen Ereignis schlechter werden.

Unverhoffte Erinnerungsbilder

Leider führt das Durcheinander im Gehirn auch dazu, dass wir schlimme Erfahrungen nicht so schnell vergessen können. Es kann passieren, dass die Erinnerung an einen Teil des Ereignisses – ein Bild, den Geruch, ein Geräusch oder einen Knall – ganz plötzlich und unverhofft wiederauftaucht. Für die Betroffenen ist es dann so, als würden sie alles noch einmal erleben, auch wenn gar nichts passiert. Entsprechend haben sie Angst, geraten in Panik, laufen weg.

Auch abends vor dem Einschlafen können Erinnerungsbilder auftauchen oder nachts als Albträume auftreten. Um die Kontrolle über die Bilder und Gefühle zu behalten, können Kinder/Jugendliche bewusst oder unbewusst verhindern, dass sie einschlafen, obwohl sie eigentlich sehr müde sind.

Manchmal kann es sinnvoll sein, eine Therapeutin oder einen Therapeuten aufzusuchen, die/der sich mit der Behandlung von Traumafolgeerkrankungen auskennt.  Bild: © Seventyfour, Adobe Stock

So helfen Sie Kindern und Jugendlichen nach einem Trauma

Die Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses benötigt Zeit

Menschen benötigen Zeit bis Körper und Gehirn wieder zum Alltag zurückgefunden haben. Daher ist es wichtig, dass Eltern, Großeltern, Lehrkräfte, Erzieher*innen und Freund*innen den Kindern/Jugendlichen Zeit lassen, das Erlebte zu verarbeiten. Als grobe Anhaltspunkte kann man von folgenden Zeiträumen ausgehen:

  • In den ersten 10 bis 14 Tagen befinden sich die Betroffenen in einer Art Schockzustand. Alles ist durcheinander, nichts ist, wie es vorher war. In dieser Zeit ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche Kontakt zu vertrauten Personen haben. Ggf. kann eine Krisenintervention für die ganze Familie hilfreich sein, weil alle irgendwie betroffen sind.
  • In der anschließenden Phase, die bis zu einem halben Jahr und länger andauern kann, verarbeiten Kinder und Jugendliche das Erlebte. Alle vertrauten Personen können helfen, das Erlebte zu vergessen. Die Hilfe sollte jedoch immer mit dem/der Betroffenen abgesprochen werden. Oft ist genau das nicht hilfreich, was Außenstehende denken. So kann etwa gut gemeintes Fragen „Wie geht es Dir?“ oder „Erzähl mal, was ist passiert?“ genau das Gegenteil erreichen. Sollten die Beschwerden jedoch zu heftig sein oder nicht besser werden, kann es jetzt schon sinnvoll sein, einen Therapeuten aufzusuchen, der sich mit der Behandlung von Traumafolgeerkrankungen auskennt.
  • Nach ungefähr einem halben Jahr zeigt sich deutlich, ob ein Kind/Jugendlicher und die Familie ein traumatisches Erlebnis verarbeitet haben. Zeigen sich immer noch starke Beschwerden, sollte dringend fachliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Je nachdem, wie lange ein Trauma zurückliegt, reagieren Kinder und Jugendliche unterschiedlich. Diese Reaktionen hängen auch davon ab, wie schlimm das Ereignis war. Hat ein Kind eine wichtige Person aus seinem Leben (Eltern, Großeltern, Geschwister, Freund*innen) verloren, erlebt es das in der Regel heftiger als z. B. einen Autounfall mit Blechschaden. Gleiches gilt auch, wenn der/die Betroffene oder eine wichtige Person selbst verletzt worden ist.

Kinder brauchen alters- und entwicklungsgerechte Unterstützung.

Um ein Trauma zu verarbeiten, ist es wichtig, dass die wichtigen Personen sich gut um das Kind/den Jugendlichen kümmern können. Genau wie im Alltagsleben bedeutet „sich um ein Kind/eine*n Jugendliche*n kümmern“ je nach Alter etwas Unterschiedliches.

Wichtig: Diese Auffälligkeiten können auch bei anderen Krankheitsbildern auftreten. Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie Fachberater*innen, entsprechende Kinder und Jugendlichentherapeut*innen oder den Kinderarzt bzw. die Kinderärztin.

Säuglinge und Kleinkinder (0-3 Jahre) unterstützen

Diese Verhaltensweisen können bei Säuglingen und Kleinstkindern nach einem traumatisierenden Ereignis auftreten:

  • Unruhe
  • Weinen, Wimmern vor allem, wenn die vertraute Person nicht in der Nähe ist
  • Nicht richtig trinken, essen wollen
  • Schlafschwierigkeiten, Schreien im Schlaf, ohne wach zu werden
  • Das Kind klammert sich sehr an die Eltern
  • Schreien, wenn eine fremde Person das Kind anschaut oder mit ihm spricht
  • Starr und steif werden und/oder zittern

Sprechen Sie das Kind beruhigend an. Durch Ansprechen und Körperkontakt zeigen Sie ihm, dass es nicht alleine ist, dass Sie da sind und es beschützen. Die vertraute Umgebung und der vertraute Tagesablauf helfen Ihrem Kind und der Familie, den „normalen“ Tagesablauf wiederzufinden.

Die körperliche Spannung und die bedrohlichen und ängstigenden Gefühle der Eltern übertragen sich auch auf das Kind. Sorgen Sie daher gut für sich, holen Sie sich ggf. selbst Hilfe. Wenn Sie wieder gelassener sein können, spürt ihr Kind das und kann ruhiger werden.

Falls Sie den Eindruck haben, Ihr Kind könnte körperliche Schmerzen haben, stellen Sie es unbedingt auch dem/der Kinderarzt/Kinderärztin vor.

Wenn Ihr Kind und die Familie das schlimme Erlebnis verarbeiten können, merken Sie, wie sich die Beschwerden verändern und weniger werden. Verstärken sich die Symptome oder bleiben erhalten, kann ein*e Fachberater*in oder ein*e Kinder- und Jugendlichentherapeut*in weiterhelfen.


Kinder im Kindergartenalter (3 bis 6 Jahre) unterstützen

  • Das Kind wiederholt im Spiel immer wieder Teile des Ereignisses (z. B. fährt es beim Autounfall zwei Spielzeugautos immer wieder gegeneinander) oder malt immer wieder die gleichen Bilder des Ereignisses. Lassen Sie Ihr Kind malen oder spielen, kritisieren Sie es nicht, das Kind versucht auf seine Weise die Situation zu bewältigen.
  • Das Kind hat nachts Albträume, schreit, ohne richtig wach zu werden.
  • Das Kind stoppt plötzlich mitten im Spiel, im Gehen, im Erzählen usw., weint, wird aggressiv, reagiert ohne erkennbaren Grund nicht auf Ihre Ansprache.
  • Das Kind ist weinerlich und jammert.
  • Das Kind zittert oder wird ganz steif.
  • Das Kind spielt nicht mehr wie gewohnt oder spielt nicht mehr alleine.
  • Es will nicht mehr in den Kindergarten gehen, hat kein Interesse mehr an vertrauten Spielkameraden.
  • Es ist aggressiv gegen andere Kinder oder zieht sich ganz zurück.
  • Das Kind hat Angst, alleine zur Toilette zu gehen, kotet oder nässt wieder ein, spricht in der Babysprache.
  • Das Kind isst „nicht richtig“ (= wie gewohnt), entweder zu wenig oder zu viel.
  • Das Kind „hängt an der Mutter/dem Vater“, klammert.
  • Das Kind ist über jede Kleinigkeit erschrocken.
  • Das Kind ist körperlich unruhig, läuft ständig hin und her.
  • Es kann nicht einschlafen und wacht nachts immer wieder auf und weint oder fängt an zu schlafwandeln oder will nur noch bei den Eltern schlafen.

All dies sind Versuche des Kindes, sein Leben wieder zu ordnen. Diese Reaktionen sind normale Folgen des enormen Stresses. Wenn die Belastung nachlässt, stellen sich auch die „normalen“ Reaktionen wieder ein. Strafen oder schimpfen hilft dabei nicht.

Wenn Ihr Kind das Erlebnis gut verarbeitet, werden die Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten zusehends weniger. Ermutigen Sie Ihr Kind, so zu leben wie vor dem Ereignis, ohne Druck zu machen. Sobald Sie merken, dass die Beschwerden oder die Auffälligkeiten sich verstärken, ist es ratsam, fachkundige Unterstützung einzuholen.


Kinder im Grundschulalter (6 bis 10 Jahre) unterstützen

  • Nachzeichnen oder Nachspielen der erlebten Situation, teilweise sehr detailliert
  • Klagen, dass Bilder, Gedanken, Erinnerungen an die traumatisierende Situation „nicht aus dem Kopf gehen“ oder „einfach immer wieder auftauchen“, besonders abends vor dem Schlafengehen
  • Innehalten und „Löcher in die Luft starren“, auf Ansprache nicht reagieren, scheinbar nicht zuhören, in Gedanken woanders sein
  • Albträume und Angst vor der Dunkelheit haben

Diese unfreiwilligen Erinnerungsbilder sind ganz normale Reaktionen auf ein schlimmes Erlebnis. Sie verschwinden, wenn das Kind das Erlebnis verarbeitet hat.

  • Das Kind weigert sich, in die Schule zu gehen.
  • Es zieht sich von den Freund*innen zurück, will lieber alleine sein.
  • Es kann nicht mehr alleine sein, klammert wieder.
  • Es ist zu Hause und/oder in der Schule sehr aggressiv und leicht reizbar.
  • Hobbys interessieren scheinbar nicht mehr.
  • Das Kind wirkt unglücklich und nachdenklich, zweifelt an sich und der Welt.
  • Es spricht wieder in „Babysprache“, lutscht wieder am Daumen, kann nicht alleine schlafen.
  • Das Essverhalten ist nicht wie gewohnt: entweder zu wenig oder zu viel.
  • Das Kind klagt über die verschiedensten Schmerzen, die manchmal auch wechseln, wie Bauch-, Kopf-, Fußschmerzen, es kann aber keine körperliche Erkrankung festgestellt werden. Körperliche Schmerzen müssen ggf. untersucht werden!
  • Das Kind ist sehr unruhig, kann nicht gut sitzen, läuft ständig herum.
  • In der Schule und bei den Hausaufgaben kann es sich nicht gut konzentrieren.
  • Das Lernen fällt schwer, es vergisst schnell, behält dagegen manche winzigen Details des belastenden Ereignisses extrem gut.
  • Die Leistungen in der Schule werden schlechter.
  • Das Kind kann schlecht einschlafen, trödelt abends, um das Zubettgehen hinauszuzögern.

Durch das Vermeiden und das „kleiner machen“ versucht das Kind, sich selbst Sicherheit und Kontrolle über sein Leben zu verschaffen. Es kann sinnvoll sein, ein Kind unmittelbar nach einem traumatischen Erlebnis vorübergehend vom Schulbesuch zu entschuldigen. Es gibt aber auch Kinder, die sich durch die Schule und die Freunde besser von den belastenden Erinnerungen ablenken können. Hilfreich ist es, den gewohnten „Alltagstrott“ weitgehend einzuhalten. Dazu zählen auch die kleinen Pflichten der Kinder.

Durch die extreme Wachsamkeit versucht das Kind sich zu schützen. Es passt immer und überall auf, ob es irgendetwas gibt, was auf eine Wiederholung des schlimmen Ereignisses hinweisen könnte. Auch dieses Verhalten lässt nach, sobald das Trauma verarbeitet ist.

Bei Problemen in der Schule kann es sinnvoll sein, die Lehrkraft über ein erlebtes Trauma zu informieren. Traumatisierte Kinder können sehr oft in der Zeit unmittelbar nach dem Trauma nicht gut lernen, sie sind dann weder faul noch dumm!


Kinder und Jugendliche in weiterführenden Schulen (ab 10 Jahre) unterstützen

  • Erinnerungsbilder (= Intrusionen), Erinnerungs-Geräusche, -Gefühle, -Gerüche, Albträume, merkwürdige Körperempfindungen, Blackouts, Erinnerungslücken
  • Ängste, die es vorher nicht gab
  • Schulverweigerung, Rückzug von Freund*innen
  • Weigerung, am Familienleben teilzunehmen
  • Depressionen, Einsamkeitsgefühle, Grübeln über den Sinn des Lebens, den Tod und die Zukunft
  • Verstärkte Reizbarkeit bis hin zu heftigen aggressiven Durchbrüchen („Ausraster“)
  • Selbstverletzendes Verhalten (Ritzen, Schneiden, Prügeleien)
  • Selbstberuhigungsversuche mit Alkohol, Medikamenten, Drogen
  • Körperliche Beschwerden wie Kopf-, Bauchschmerzen, Schwindelgefühle, Ohnmachten
  • Verändertes Essverhalten: zu wenig oder zu viel
  • Einschlafstörungen, nächtliches Erwachen
  • Andauernde Müdigkeit oder „aufgedreht sein“
  • Albträume
  • „Innere Unruhe“, „nicht abschalten können“
  • Konzentrationsschwierigkeiten und Lernstörungen

Als Eltern können Sie den Heranwachsenden auch dadurch helfen, dass Sie als gutes Vorbild für sich Hilfe suchen, wenn diese notwendig ist. Vielfach können Freund*innen oder „fremde“ Fachleute eher einen Zugang zu den Jugendlichen bekommen als die eigenen Eltern.

Wichtig zu wissen ist, dass nicht alle genannten Beschwerden immer auftreten. Auch kann es sein, dass heute Beschwerden auftreten, morgen verschwunden und übermorgen wieder da sind.

Zusammenhalt und fachliche Unterstützung können helfen

In einer Familie, in der ein Familienmitglied oder auch die ganze Familie eine traumatische Situation erlebt hat, trägt immer die ganze Familie eine große Belastung. So schwer dies auch ist, mit der notwendigen Unterstützung können alle Betroffenen ihren Platz im Leben wiederfinden.

Wichtig: Dieser Artikel kann keineswegs eine ggf. notwendige persönliche Fachberatung, Psychotherapie oder ärztliche ambulante oder stationäre Behandlung ersetzen! Bitte wenden Sie sich im Ernstfall an eine Beratungsstelle.

Wie hilft die Unfallkasse Hessen nach traumatischen Erlebnissen in der Schule?

Die Unfallkasse Hessen (UKH) ist die gesetzliche Unfallversicherung für rund 900.000 hessische Schulkinder. Unsere Aufgabe ist die Prävention von Unfällen, dabei arbeiten wir eng mit allen Akteuren für Sicherheit und Gesundheitsschutz in der Schule zusammen. Der Unfallschutz ist für die Eltern kostenlos. Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise übernehmen den Beitrag.

Nach einem traumatischen Erlebnis sind natürlich zuerst Polizei und Rettungskräfte gefragt. Für die Kinder ist die psychische Belastung sehr groß. Hilfreich und unterstützend können die Familie oder auch professionelle Beratungsangebote sein.

Wir sind Akteure der zweiten Stunde. Ziel der Krisenintervention ist die Verhinderung langfristiger psychischer Beeinträchtigungen. Dafür setzten wir alle geeigneten Mittel der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation ein. Wir steuern und koordinieren gezielt die vorhandenen Hilfssysteme und stellen zusätzliche Betreuungsangebote bereit. Wichtig ist ein möglichst frühzeitiger Kontakt mit uns!

Allerdings: Auch bei guter Nachversorgung können Folgebehandlungen über einen längeren Zeitraum notwendig sein. Um die Versicherten und ihre Familien auch während der Dauer der Rehabilitation finanziell abzusichern, zahlen wir unterstützend Geldleistungen. Verbleibt infolge des Ereignisses ein körperlicher oder seelischer Gesundheitsschaden, zahlen wir unter bestimmten Voraussetzungen eine Rente.

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