Verarbeitung von Traumata
Alle Auffälligkeiten und Beschwerden in den ersten Wochen sind normale Reaktionen auf nicht normale Ereignisse, egal wie heftig oder ungewöhnlich die Gefühlszustände erscheinen mögen. Es gibt nach solchen schlimmen Ereignissen kein falsches Erleben. Ihnen darf es selbstverständlich schlecht gehen, Ihnen darf es jedoch auch (ggf. phasenweise) gut gehen. Manchmal wechselt dieser Zustand auch abrupt und damit auch oft unverständlich für die Umgebung. Aber auch diese Reaktionen sind normal.
In der Regel werden solche Ereignisse nach einem bestimmten Muster verarbeitet: Zuerst befinden sich die Betroffenen in einer Art Schockzustand. Der Schock ist eine körperliche Reaktion, die in erster Linie dazu dient, die traumatisierende Situation zu überleben, wieder ein Gefühl von Sicherheit zu erlangen. Das geschieht z. B. dadurch, dass man den Ort des Erlebens verlässt oder sich mit lieben, vertrauten Menschen umgibt.
Dieser Phase folgt eine erste Verarbeitungsphase, in der man sich manchmal ganz schlecht fühlt und in Gedanken, Bildern und Gefühlen immer wieder mit dem Ereignis beschäftigt ist. Dann wiederum hat man den Eindruck, alles ist vorbei und überstanden. Diese Pendelbewegung „es geht schlecht – es geht gut“ ist Teil der Verarbeitung und ganz normal. Schließlich wird in der zweiten Verarbeitungsphase das erlebte und bearbeitete Geschehen in den Alltag eingebaut. Das Trauma wird zu einem Teil des Lebens, über den man berichten kann, ohne die belastenden Gefühle erneut zu erleben. Das ist der natürlich Verlaufsprozess der Traumaverarbeitung.
Um eine traumatisierende Erfahrung zu verarbeiten und sich in der vertrauten Alltagswelt wieder zurechtzufinden und wohlzufühlen, benötigt der Mensch allerdings Zeit. Wenn Sie betroffen sind, nehmen Sie sich die Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Auch wenn Familie und Kolleg*innen der Meinung sind, dass Sie wieder funktionieren müssen, weil es „doch nicht so schlimm war“ oder „schon lange genug vorüber ist“. Bitten Sie Ihre Umgebung, Ihnen die benötigte Zeit zu geben.
Wenn Sie merken, dass Ihre Kräfte nicht ausreichen, dass Sie Unterstützung haben wollen, sollten Sie sich diese suchen und holen. Scheuen Sie sich nicht, nach Hilfe und Unterstützung zu fragen. Insbesondere, wenn Sie nach einiger Zeit merken sollten, dass Sie es alleine nicht schaffen.