Letzte Änderung: 20. April 2024

Gefahren im Wald

Wie gefährlich sind Eichenprozessionsspinner?

Durch die Klimakrise breitet sich der Eichenprozessionsspinner immer weiter in Deutschland aus. Auch Hessen erobert die kleine Raupe. Wenn Sie gerne in Parks, Wäldern und Straßen mit vielen Eichen spazieren gehen oder joggen, sollten Sie diese Gebiete ab Mai sicherheitshalber meiden. Denn vor allem die giftige Behaarung der Eichenprozessionsspinner birgt eine große gesundheitliche Gefahr.

Gefährlich: Gespinst des Eichenprozessionsspinners  Bild: © Nicole Lienemann, Adobe Stock

Was ist ein Eichenprozessionsspinner?

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Forstschädling, der mit Vorliebe Eichen und seltener auch andere Baumarten wie die Hainbuche befällt. Die Raupen schlüpfen je nach Witterung Mitte April bis Anfang Mai und versammeln sich nestartig an zusammengesponnenen Blättern oder Zweigen. Anschließend durchlaufen sie fünf bis sechs Entwicklungsstadien. Da es die Raupen gerne sonnig haben, sind meist Bestandsränder oder freistehende Bäume betroffen.

Die älteren Raupen ziehen sich Mitte Juni am Tage und zur Häutung in die bis zu einem Meter langen Gespinstnester zurück. Diese Nester sind gefüllt mit Kot und alten Larvenhäuten. Von dort aus begeben sie sich auf Nahrungssuche. Dabei wandern 20 bis 30 Tiere nebeneinander her und bilden eine „Prozession“. Ende Juni ziehen sich die Raupen zur Verpuppung zurück. Diese Puppenruhe dauert etwa drei bis fünf Wochen. Im August schlüpfen dann die Falter. Nach der Eiablage im frühen Herbst entwickeln sich die Jungraupen bereits in den Eiern, in denen sie auch überwintern.

Fressfeinde hat der Eichenprozessionsspinner zwar reichlich, allerdings verringert sich damit das Problem erst nach mehreren Zyklen. Die bereits vorhandenen Gespinstnester betrifft dies nicht.

Nach einem Kontakt mit den Brennhaaren können ganz unterschiedliche Symptome auftreten.

Welche Gefahr geht vom Eichenprozessionsspinner aus?

Die Gefahr geht hauptsächlich von den Gespinstnestern aus. Sie ist während der Fraßzeit von Mai bis Juni zwar eindeutig am größten. Die Nester können allerdings über mehrere Jahre als feste Gebilde bestehen bleiben. Sie stellen in der ganzen Zeit eine latente Gefahr für den Menschen dar. Die Raupen bilden ab dem dritten Larvenstadium Brennhaare, die bei günstiger Witterung auch über weite Strecken durch die Luft getragen werden. Sie besitzen eine lange Haltbarkeit und reichern sich in der Umgebung, im Unterholz und am Boden an. Auch an Kleidern und Schuhen bleiben sie haften und lösen bei Berührung stets neue und meist heftige Reaktionen aus.

Welche Symptome treten nach einem Kontakt auf?

Nach einem Kontakt mit den Brennhaaren können ganz unterschiedliche Symptome auftreten: von lokalen Hautausschlägen über Quaddeln am ganzen Körper, Bronchitis und Asthma bis zum allergischen Schock. Dabei kann die Intensität der Reaktionen bei mehrfachem Kontakt stetig ansteigen. Besonders anfällig sind dünne Hautstellen im Gesicht, am Hals und in der Arm- oder Beinbeuge. Oft bleiben auch an den betroffenen Hautpartien Narben zurück.

Die Arbeit im Wald ist stark vom Wetter beeinflusst und verlangt häufig den Einsatz schwerer Werkzeuge, deshalb sind Forstwirt*innen, Waldarbeiter*innen aber auch Straßenwärter*innen besonders vielen Gefahren ausgesetzt.  Bild: © photoschmidt, Adobe Stock

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders betroffen sind diejenigen, die beruflich Gehölzpflegearbeiten durchführen oder im Wald arbeiten. Hierzu gehören Land- und Forstwirte, Straßenwärter, Bauhofmitarbeiter, Beschäftigte in Landschaftspflegebetrieben und Freizeiteinrichtungen wie Tierparks, Campingplätzen oder Schwimmbädern. Aber auch Erholungssuchende oder Anwohner*innen von Waldgebieten und Parkanlagen sind gefährdet.

Dadurch, dass die Nester meist auf relativ freistehenden Bäumen zu finden sind, sind auch Spielplätze in Ortslagen und Kindergärten relativ häufig betroffen. Das wiederum kann zu einer erheblichen Gefährdung der Kinder führen. Nicht immer sind die Nester sofort oder einfach zu erkennen. Befinden sie sich noch dazu am Stamm, besteht das Risiko, dass neugierige Kinder sie berühren wollen.

Besonders betroffen sind diejenigen, die beruflich Gehölzpflegearbeiten durchführen oder im Wald arbeiten.

Was tun, wenn man ein Gespinstnest entdeckt?

Sobald Sie ein Gespinst entdecken, vermeiden Sie jegliche Annäherung an den befallenen Baum und umgehen Sie den Bereich großräumig. Melden Sie Ihre Entdeckung sofort der Kommune! Berühren Sie auf gar keinen Fall die Nester oder gar die Raupen. Auch wird ein anschließender Kleiderwechsel und ein Duschbad mit Haarreinigung dringend empfohlen. Falls trotz aller Vorsichtsmaßnahmen allergische Reaktionen auftreten, suchen Sie sich sofort ärztliche Hilfe.

Falls Sie vor Ort verantwortlich sind: Sperren Sie ggf. als Sofortmaßnahme den Bereich weiträumig ab! Verhindern Sie, dass Personen, insbesondere Kinder, in die Nähe des Gespinstnestes gelangen!

Wichtig: Die aktive Bekämpfung muss von speziell ausgerüsteten und ausgebildeten Fachleuten vorgenommen werden. Diese werden das Gespinst in aller Regel mit Spezialsaugern entfernen.

Häufige Fragen

UVVen und staatliche Arbeitsschutzvorschriften gelten grundäätzlich für alle Versicherten. Die im öffentlichen Auftrag ehrenamtlich Tätigen sollen den gleichen Schutz genießen wie Beschäftigte. Die Kommune, in deren Auftrag die Tätigkeit ausgeführt wird, steht dafür in der Verantwortung. Unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit hat sie ggf. eine Beurteilung der Gefährdungen vorzunehmen, Schutzmaßnahmen einzufordern und persönliche Schutzausrüstung bereitzustellen. Gefährliche Arbeiten sollten nur fachkundigen Personen überlassen werden.

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