Letzte Änderung: 20. April 2024

Gegen den Lärm: Praktische Pädagogik- und Organisationstipps

Wie wertschätzendes Zuhören Lärm und Stress in der Kita verringert

Die Betreuung von bis zu 25 (Klein-)Kindern in einem Raum ist auch akustisch eine besondere Herausforderung. Sie machen halt Krach – wenn sie reden, schreien, singen, toben. Messungen in Kindertagesstätten ergeben teilweise Lärmpegel deutlich über 80 dB(A), manchmal sogar schädigende Pegelbereiche von 85 dB(A). Erzieher*innen müssen das oft aushalten. Und Lärm stresst – überwiegend auf psycho-mentaler Ebene. Und natürlich leidet auch die Kommunikation, wenn es laut ist. Vorschulische Erziehung braucht ein angemessen ruhiges und verständliches Umfeld. Wenn bauliche Veränderungen nicht ausreichen, sind pädagogische und organisatorische Maßnahmen umso wichtiger.

Eine Kultur des Zuhörens entwickeln, auch für Erwachsene

Sichtbare Regeln für alle

Wenige, einfache Regeln, die konsequent eingehalten werden, tragen wesentlich zur Lärmminderung und zur Förderung einer Kultur des aufmerksamen und anerkennenden Zuhörens bei. Die Regeln sollten auf die speziellen Erfordernisse der Kindertageseinrichtung abgestimmt, im Konsens mit dem gesamten Team vereinbart und konsequent eingehalten werden. So werden sie für die Kinder zur Selbstverständlichkeit.

Verbindliche Regeln der Kommunikation, wie:

  • „Wenn eine*r redet, hören die anderen ihm/ihr zu," und:
  • „Wir fallen uns nicht ins Wort,"

werden gemeinsam mit den Kindern erarbeitet, visualisiert und aufgehängt. Ein kurzer Hinweis genügt dann zur Erinnerung.

Es gilt der Grundsatz:

Erzieher*innen sind Vorbilder für gutes Zuhören – und dies in jedem Augenblick. Wer selbst nur mit halbem Ohr hinhört, statt sich dem Kind ganz zuzuwenden, es womöglich unterbricht oder Äußerungen vorschnell interpretiert – kurz, wer sich selbst nicht wirklich auf Dialog und Austausch einlässt, kann Kinder nicht zu achtsamen Zuhörern erziehen.

Bild: © Robert Kneschke, Adobe Stock
Eine Frau sitzt mit einer Gruppe von Kindern auf dem Boden und liest ihnen aus einem Buch vor.
Grundsätzlich gilt aber: zunächst in Ruhe abwarten und Aufmerksamkeit herstellen, statt mit lauter Stimme gegen den Lärm anzureden.

Die Kinder über Ursache und Wirkung von Lärm informieren

Reden Sie mit den Kindern über die Ursachen und Folgen von Lärm, damit diese die Zusammenhänge verstehen. Im Spiel können Kinder eigene Erfahrungen mit Lärmbelastung machen, Lärmursachen herausfinden und gemeinsam Lösungen finden, wie man dem Krach zu Leibe rücken kann.

Lärmampel und SoundEar

In diesem Zusammenhang bietet sich die so genannte „Lärmampel" oder ein „SoundEar" an. Das sind Pegelmessgeräte in Form einer kleinen Verkehrsampel bzw. eines Ohrs. Bei zu hohen Pegeln schaltet z. B. die Ampel erst auf Gelb, dann auf Rot: eine deutliche Rückmeldung für die Kinder, dass es zu laut ist. Allerdings ist der Effekt meist nicht von Dauer. Darum ist es sinnvoll, die Geräte gemeinsam für den wechselnden Einsatz in mehreren Kitas anzuschaffen.

5 Tipps für mehr Ruhe in den Räumen:
  • Der Beginn einer ruhigen Phase kann durch Triangel, Gong o. Ä. signalisiert werden. Anschließend wartet die pädagogische Fachkraft solange, bis Ruhe eingekehrt ist.
  • Darüber hinaus bieten sich spezifische Handzeichen oder Handpuppen an, die auch von den Kindern selbst ausgeführt bzw. bedient werden, wenn es zu laut wird.
  • Sind die Kinder unruhig und unaufmerksam, so trägt ein kurzes Sing- und Bewegungsspiel, bei dem es richtig laut werden darf, dazu bei, Ruhe und Aufmerksamkeit wiederherzustellen.
  • Wichtig sind Räume für Ruhephasen mit der Möglichkeit, sich zu entspannen.
  • Dass die Kinder Hausschuhe tragen und so zur Lärmminderung beitragen, ist in den meisten Einrichtungen selbstverständlich.

Hilfreiche Checklisten

Hacks für den Kita-Alltag

  • Zeiten einplanen, in denen die Kinder laut sein dürfen
  • in Spielzeugkisten Filz oder Teppichboden einkleben
  • für Tischkicker oder Tischtennis Softbälle verwenden
  • die Kinderzahl für bestimmte Bereiche begrenzen
  • das Raumangebot nach der Lautstärke anordnen
  • alle Räume, auch Nebenräume, in die Nutzung einbeziehen
  • gummierte Tischdecken verwenden
  • Teilflächen der Wände mit Teppichboden verkleiden
  • möglichst viele Aktivitäten im Freien anbieten
  • häufiger in Kleingruppen arbeiten
  • Triangel oder „Tonwunder“ als Signal einsetzen
  • in der Mittagszeit keine Abholmöglichkeit einrichten
  • in der Mittagszeit Telefongespräche auf einen Anrufbeantworter leiten
  • die Essenszeiten nach Gruppen entzerren
  • den Erzieher*innen die Möglichkeit geben, sich bei Bedarf für einige Minuten zurückzuziehen
Bild: © Jürgen Fälchle, Adobe Stock
Eine Kitagruppe mit Kindern und Erzieherinnen läuft einen Feldweg entlang.

Spiele, Rituale und Regeln

  • Klare Regeln und Grenzen setzen, die im Team möglichst einheitlich angewandt werden.
  • Regeln mit den Kindern zusammen erarbeiten und gemeinsam, z. B. mit Bildern, darstellen.
  • „Schlafkönig“ oder „Schreikönig“ spielen
  • Rituale für Brückenzeiten einführen, z. B. Raumwechsel, die Erzieherin imitieren, schleichen, Fingerspiele, Reime, singen
  • Gesten, Zeichen, akustische Signale vereinbaren: Erzählstein, „Mund zu, Ohren auf, pssst …“, Glocke, Triangel etc.
Bild: © Oksana Kuzmina, Adobe Stock
Fünf Kita-Kinder stehen in der Reihe und haben die Hände in die Hüfte gestemmt.

Was können Erzieher*innen selbst für sich tun?

  • kurze Auszeiten nehmen
  • sich erden, bewusst atmen
  • eine Ampel an der Gruppenraum- oder Bürotür anbringen
  • Entspannungspädagog*in ins Team holen
  • Supervision
  • gemeinsame Entspannungsübungen von Betreuungspersonen und Kindern
  • Entspannungs-CD nutzen
  • aufwändige Verpflichtungen reduzieren, z. B. weniger Feste im Jahr durchführen oder diese von den Eltern organisieren lassen
  • Ausgleich und Entspannung in der Freizeit suchen, wie Spaziergänge an der frischen Luft, Yoga, Sport, Entspannungsübungen
  • Prioritäten setzen: „Was hat Vorrang, was ist wichtig, was kann auf später verschoben werden?“
  • Mantra: „Ich muss nicht immer …“
Bild: © luismolinero, Adobe Stock
Eine Frau mit geschlossenen Augen macht das Ringzeichen (Daumen und Zeigefinger aneinander die anderen Finger ausgestreckt).

Häufige Fragen

Ihr Kind ist versichert bei einem Kurs, der in den organisatorischen Verantwortungsbereichder der Tageseinrichtung fällt. Stellt die Einrichtung lediglich die Räume zur Verfügung, die Veranstaltung selbst liegt aber in der Verantwortung Dritter, so besteht bei der Teilnahme kein Unfallschutz.

Die teilnehmenden Kinder sind versichert, wenn das Fest/die Übernachtung von der Kindertageseinrichtung organisiert und durchgeführt wird.

Besuchs- oder Gastkinder, die gelegentlich (auch nur für einen Tag) in eine Tageseinrichtung gehen und zusammen mit den anderen Kindern betreut werden, sind in dieser Zeit versichert. Dabei handelt es sichmeist um Kinder, die in eine Kindertageseinrichtung gegeben werden, ohne dass für sie ein Betreuungsvertrag mit der Einrichtung geschlossen wurde. Meistens sind dies die kleineren Geschwister von Kindern, welche die Einrichtung regulär besuchen. Aber Achtung: Sie müssen bewusst und gewollt in das Betreuungskonzept der Einrichtung aufgenommen werden, sonst sind sie nicht versichert! Auch sind Kinder gesetzlich versichert, die üblicherweise in einer anderen Tageseinrichtung bzw. von einer Tagespflegeperson betreut werden und nur ausnahmsweise die Betreuungsform bzw. die Einrichtung wechseln. Dies kann z. B. in Krankheitsfällen oder in den Einrichtungsferien der Fall sein.

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Weitere Medien

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